„Nicht nur die kompetente Diagnostik, die richtige Therapie und einfühlsame Pflege ist von Bedeutung,
sondern auch eine Atmosphäre, in der sich Frauen körperlich und seelisch wohlfühlen“
Dr. Daniela Rezek

 

Ein Besuch im ‚Brustzentrum‘ in Wesel stand seit langem auf der Jour fixe-Wunschliste. Jetzt war es endlich soweit. Unsere ‚Jour fixe‘-Serie 2018 konnte mit einem überaus spannenden und wichtigen Thema beginnen. Weil wir wissen, wie eng die Zeit für Dr. Daniela Rezek und ihr Team getaktet ist, haben wir uns ganz besonders auf den Termin gefreut.

Brustgesundheit hört sich zunächst einmal eher etwas betulich und irgendwie selbstverständlich an. Klar, denkt man,  jede Frau achtet im Rahmen der Gesundheitsvorsorge auf ihre Brust. Die meisten wahrscheinlich sogar mit besonderer Aufmerksamkeit. Welche besonderen Aspekte sich jedoch unter dem Komplex Brustgesundheit versammeln, wird erst deutlich, wenn Fachfrauen einen Einblick in ihre tägliche Arbeit geben.

Mechthild Lacher-Lehmann vom Gesundheitszentrum pro homine gGmbH eröffnete nach der kurzen Begrüßung durch die ufn-Vorsitzende und Dr. Rezek den Expertinnenreigen: „In Abstimmung mit dem Brustzentrum werden hier Angebote entwickelt und angeboten, die insbesondere für die Zeit nach einer Krebserkrankung dafür sorgen sollen, dass sich Frauen mental und physisch wieder stabilisieren.  Die engagierte Leiterin des Gesundheitszentrums ist überzeugt: „Es ist ganz wichtig nach einer Therapie weiter gesund zu werden und zu bleiben und nicht zuletzt zeigt sich immer wieder, dass die regelmäßigen Kursbesuche neue Kontakte und Freundschaften mit sich bringen. Auch das trägt unbedingt zur Gesundheit bei.“

Jede von uns hat eine Freundin, Mutter, Schwester, Kollegin, die mit der Diagnose „Brustkrebs oder Verdacht auf Brustkrebs“ konfrontiert wurden. Wir wissen, vielleicht auch aus eigener Erfahrung, welche Ängste und Ungewissheiten mit der Krankheit verbunden sind, mit Schmerzen, langwierigen und kräftezehrenden Therapien. Wir wissen, dass betroffene Frauen heute bereits gute bis sehr gute Chancen auf Heilung haben, aber auch, dass diese Krankheit immer noch viel zu oft zum Tode führt. Umso wichtiger ist es, das Thema Brustkrebs mit nachhaltiger, sensibler Öffentlichkeitsarbeit weiter aus der Tabuzone zu holen. Wie das gelingen kann, zeigt das Weseler Brustzentrum.

Die Weseler Klinik für Senologie und ästhetische Chirurgie ist als einzige Klinik in der Region als Brustkrebszentrum und kooperatives Brustzentrum zertifiziert.

„Das ist für uns in der Region Niederrhein ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: Das ganze Team beschäftigt sich ausschließlich mit der Gesundheit der Brust sowie der Erhaltung und Wiederherstellung der Brustgesundheit. Wir arbeiten systemisch d.h. wir kooperieren von Anfang an mit allen (möglichen) involvierten Spezialistinnen und Spezialisten zusammen. Das sind die niedergelassenen Frauenärztinnen und -ärzte, Expertinnen der Strahlentherapie, Pathologie, Psychoonkologie, der Inneren Medizin. Genauso wichtig ist hier aber auch die Ernährungsberatung, die Physiotherapie, das Gesundheitstraining. Neben der klinischen Medizin nehmen wir ebenso die Naturheilkunde und die Komplementärmedizin mit hinzu,“ führte Dr. Rezek in das Thema ein.

Der Einladung ins „Haus der Gesundheit“ waren über 20 Frauen gefolgt. Die Atmosphäre war entspannt und doch gespannt. Jede von uns- sicher auch abhängig vom Alter-  hat ja einen anderen Informationsstand, jede wollte mehr erfahren. Dr. Rezek machte in ihrer Begrüßung deutlich, worum es ihr geht: „Natürlich sind wir zuerst Expertinnen, die jede  betroffene Frau mit unserer ganzen Fachkompetenz und nach dem neuesten Stand der Wissenschaft behandeln, aber genauso wichtig ist uns neben Diagnose, Therapie und Pflege, dass Patientinnen sich körperlich und seelisch „wohlfühlen“. Dazu gehört auch, dass wir ihnen nach einer Therapie bzw. Operation Möglichkeiten aufzeigen, wie eine erkrankte Brust unter  ästhetischen Gesichtspunkten wieder hergestellt werden kann.“

„In den letzten Jahren sind auf dem Gebiet der brusterhaltenden Therapie enorme Fortschritte erreicht worden, so Pamela Schittler, geschäftsführende Oberärztin, in ihrem  anschließenden Vortrag, „trotzdem wird es bei Krebs oder seinen fortgeschrittenen Vorstufen nicht immer möglich sein, die Brust zu erhalten. Deshalb hat sich unsere senologische Klinik ebenso auf wiederherstellende Brustoperationen spezialisiert,“ Die Fotos nach einer Brustoperation allein haben mir persönlich den Atem verschlagen. Schwer vorzustellen, wie sich betroffene Frauen nach so einem Eingriff fühlen müssen. „Hier können wir schon vieles. Wenn man bedenkt, wie Frauen noch vor 20, 30 Jahren mit all dem praktisch sich selbst überlassen worden sind. Das waren Zeiten, in denen bei der Diagnose Brustkrebs klar war, die Brust wurde  abgenommen. An eine Nachbehandlung durch die ästhetische Chirurgie war im Normalfall nicht gedacht. Der psychische und physische Leidensdruck für Frauen war enorm. Das ist Vergangenheit. Wie Sie hier auf den Fotos zu sehen, ist heute das Modellieren einer neuen Brust mit z.B. körpereigenem Fett oder Fremd-Gewebe state of the art,“ so Pamela Schittler.

„Ich möchte, dass Frauen trotz ihrer Erkrankung weiterhin schön sind und vor allem sich selbst schön finden. Deshalb gehört zu unserer ganzheitlichen Behandlung genauso die Therapiearbeit einer Ärztin für Naturheilkunde wie die von Tanja Hesse, unserer Mind-Body-Trainerin“, betont Dr. Rezek. Tanja Hesse begleitet regelmäßig die ärztlichen Visiten und kommt so direkt mit den Patientinnen ins Gespräch. Ihre Aufgabe sieht sie darin, krebserkrankte Frauen in mehrwöchigen Kursen zu mehr Achtsamkeit und Stärkung ihrer inneren Ressourcen anzuleiten. „Ich zeige ihnen, wie sie Körper und Seele wieder in Balance bringen.“ Sprach’s und ließ uns alle aufstehen und ein paar Minuten Entspannung üben (übrigens: überaus wohltuend).

Das Brustzentrum bietet zudem in Kooperation mit der Universität Köln eine regelmässige „Genetische Sprechstunde“. Hier gibt es Beratung für Frauen, die aufgrund gehäufter Brustkrebserkrankungen in der Familie eine genetische Disposition befürchten. „Hier hat die Schauspielerin Angelina Jolie, die sich präventiv beide Brüste entfernen ließ, eine enorm kontrovers, aber notwendig geführte Diskussion angestoßen,“ erklärte Pamela Schittler, „wir als Senologinnen finden es wichtig, dass solch ein Thema auch von Prominenten nach vorne gebracht wird. Viele – möglicherweise betroffene Frauen –  haben sich seitdem zu einer genetischen Beratung entschlossen.“

Während der Vorträge nimmt das Bild  von der „systemischen Behandlung“ Gestalt an. Mit dem Ineinandergreifen vieler Disziplinen und Kompetenzen ist es möglich, die überaus schwierige Krankheit „Brustkrebs“ von vielen Seiten zu bearbeiten und immer häufiger zu einem guten Ende für die Patientinnen zu bringen.

Und…Der Abend wäre gut und gerne noch über Stunden mit weitergehenden Gesprächen zu füllen gewesen. Wir haben einen sehr ausführlichen und spannenden Einblick in die Arbeit des Brustzentrum bekommen.

Im Gepäck nach Wesel war unsere ‚Lily the Pink‘ . Als kleines Dankeschön für die tolle Veranstaltung und Verpflegung (Malina’s Buffet!!!) haben wir für die im Juli 2018 geplante 777 Schuh-Versteigerung der „Aktion B(rustgesundheit) gesammelt  und sagen hier noch einmal ganz herzlichen Dank an alle Beteiligten.

Gabriele Coché-Schüer