Dieser Abend hat es wieder einmal gezeigt. Da können Hunderte von wissenschaftlichen Analysen, Abhandlungen und hochkomplexen Zukunftsszenarien über die globale Digitalisierung in der Welt sein. Es geht einfach nichts über Fachfrauen und -männer, die ‚digital mittendrin‘ sind und deshalb sehr praxisnah und facettenreich beschreiben können, welche (unabänderlichen) Auswirkungen die Digitalisierung auf die Wirtschaft, Gesellschaft- und vor allem für jeden Einzelnen jetzt schon haben und haben wird.
Wer sich an diesem Freitag, den 13. April auf den Weg in den ‚denkubator‘ gemacht hat, hat es für alle Zeiten kapiert: Nichts im Arbeits- und Alltagsalltag bleibt von der Digitalisierung unberührt.
Die Fahrt nach Düsseldorf in die Ideenmanufaktur hat sich in vielfacher Hinsicht gelohnt und ja, ich muss es leider sagen, diejenigen, die nicht dabei waren, haben eine Menge verpasst! Schon der Ort ist eine Schau, im Hinterhof gelegen, atmosphärisch eine Mischung aus Industrieloft, Kunstwerkstatt und Kuschelecke, ausgestattet mit allem (technischen und handwerklichem) Equipment, was man braucht, um im Team an innovativen und kreativen Ideen zu arbeiten. Dazu quasi im Stundentakt frisch serviert: phantastisches Fingerfood von Malina‘ Buffet.
Der Abend begann mit einer kurzen, aber lustvollen Geschichte der digitalen Medien von Sylvia Steenken. Sylvia Steenken ist Expertin für Digitalisierung und Vertriebskanalmanagement für Franchisesysteme und seit gut einem Jahr auch Mitgliedsfrau im unternehmerinnen forum niederrhein. Sie erinnerte uns daran, dass das erste – revolutionäre- Blackberry noch keine 20 Jahre her ist, dass NOKIA von Ende der 90iger Jahre bis 2010 mit ihren stylischen Mobiltelefonen die unangefochtenen Marktführer waren. Damals brachen während der Fußball-WM beim Public Viewing noch regelmäßig die SMS-Netze zusammen, kein Facebook, kein WhatsApp. Noch kein überbeanspruchtes Daumensattelgrundgelenk vom Daddeln am Smartphone und kein kollektiver Kreischanfall, wenn das Zalando-Schuhpaket kam. „Mit dem Slogan „Your Life in Your Pocket“ brachte Apple 2007 das erste Smartphone -the ultimative digital device- auf den Markt“, so Sylivia Steenken „und Steve Jobs hat damals die noch heute gültigen Vermarktungsstandards gesetzt mit der Frage: Wie kann ich unseren Nutzerinnen und Nutzerinnen maximalen Nutzen bringen? Und die Antwort hierauf selbst gegeben: Indem ich meine Kunden durch entsprechende Angebote animiere, ihren Nutzen selbst zu generieren und (natürlich gebunden an meine innovativen Produkte) immer weiter zu optimieren.“
Die Geschwindigkeit der Innovationsprozesse und –zyklen wird sich immer weiter erhöhen und wem es heute schon unheimlich schnell vorkommt, dem sagt die Expertin: „ Es wird nie wieder so langsam sein wie heute. Fast 40 Millionen WhatsApp- und 30 Millionen Facebook-Nutzer in Deutschland, 55 Milliarden WhatsApp- Nachrichten pro Tag weltweit, allein 19 Millionen Menschen nutzten 2017 Facebook täglich, ca. 4 Millionen regelmäßige Youtube-Nutzerinnen und Nutzer. Und da geht noch mehr!“
„Es wird nie wieder so langsam wie heute!“
Wer heute etwas kaufen will, der geht ins Internet, informiert sich dort zuerst, liest Produkt- und Unternehmensbewertungen und trifft dann Kaufentscheidungen. 90% der geplanten Käufe werden dann jedoch immer noch stationär getätigt und deshalb ist die Auffindbarkeit im Netz existenziell für Unternehmen. Google hat hier nach wie vor das Monopol auf das Ranking. Wer im Internet nicht auf einen Fingertip zu finden ist, hat schon (fast immer) verloren. „Auch die von immer mehr Menschen beschäftigte sprachgesteuerte Einkaufs- und Geschäftshilfe ‚Alexa‘ von Amazon muss bei ihrer mikrosekundenschnellen Recherche im Internet sofort auf Ihr Unternehmen treffen, sonst sind Sie mit Ihrer Dienstleistung draußen. Bewertungen im Internet spielen für den Unternehmenserfolg eine nicht zu unterschätzende Rolle: Bei der Hotel- oder Autowahl, beim Staubsaugerkauf oder bei der Suche nach einem Beratungsunternehmen oder Bildungsangebot. Wem soll man vertrauen? Natürlich anderen Kundinnen und Kunden“, so S. Steenken, „nicht umsonst sind Unternehmen wie Uber oder Airbnb so erfolgreich.“
„Lassen Sie sich im Internet loben!“
„Für mein Geschäft oder Unternehmen muss ich mir also die Frage stellen, was will der Kunde und auf welchen Wegen erreiche ich ihn?“ Als Expertin für das Multi-Channel-Management kennt S. Steenken die Schwierigkeiten von Unternehmen, die bereits lange am Markt sind, hier umzudenken und sich häufig nur weil der Handlungsdruck immer größer wird, mit neuen Vertriebskanälen beschäftigen. Es fehlt den Unternehmen an klaren Strategien, um klassische offline- und innovative online-Kommunikationswege zu verbinden und alle als Vertriebskanäle zu nutzen.
Sich digital und mobil finden lassen, aber analoge Stärken pflegen
-aus dem stationären Kauf ein Erlebnis machen
Oft dauert die Umsetzung neuer IT-Systeme so lange, dass sie -endlich umgesetzt- schon wieder nicht mehr state of the art sind. Junge Start-Ups, die voll auf Digitalisierung setzen, trauen sich viel schneller, Systeme, die sich als nicht erfolgreich herausstellen, wieder aufzugeben und radikal neue Wege zu gehen. Scheitern wird dabei als eine vertretbare Möglichkeit akzeptiert.
Nach der Theorie die Praxis!
Immer wieder den Perspektivwechsel zu schaffen und sich zu fragen, wo liegt in meinem Angebot Nutzen und Mehrwert für meine (potenzielle) Kundschaft? Was muss ich tun, damit mein Produkt auf allen Kommunikationskanälen gleichermaßen als attraktiv und „passend“ wahrgenommen wird. Das war in der Folge unsere Aufgabe, die mit Hilfe des Business Modells Canvas am Geschäftsmodell „der tanzenden Buchstaben“ bearbeiten sollten.
Miki-Mileva Mircevska ist Tanzpädagogin und Sprachdozentin. Sie spricht mehrere Sprachen und hat ein erfolgreiches Konzept entwickelt, um kleinen und größeren Kindern über Musik und Bewegung eine (neue) Sprache zu lernen.
…und natürlich mussten auch wir erst einmal tanzen
Ihr Geschäft braucht neue Ideen, weil sie expandieren will und aufgrund der großen Nachfrage auch muss. Wie könnte diese Expansion zukunftsfest aussehen? Favorisiert wird eine Lizenzvergabe. Wie kann ein solches Modell für Mikis Kundschaft – also Kitas, Grundschulen, Elterninitiativen oder Eltern z.B. – attraktiv ausgestaltet werden? Miki hat das Angebot, aber welche Wünsche und Ziele verbinden ihre Kunden mit diesem besonderen Angebot der „tanzenden Buchstaben“?
Sylvia Steenken, Monika Hüsgen und Barbara Baratie koordinierten die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und wieder einmal bestätigte sich, dass man gemeinsam zu erstaunlichen Ideen kommt, wenn an einem Ort ist, an dem „einfach alles Denken“ erlaubt ist. Zudem machte es einfach Riesenspaß, mal wieder intensiv miteinander zu arbeiten.
Das alles musste Simone Schmitz, ganz neu hinzugekommene Mitgliedsfrau, „auf der Rückfahrt erst einmal auf sich wirken lassen“. Die studierte Biolandwirtin arbeitet seit einigen Jahren verantwortlich auf dem Büsch-Biohof in Weeze. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner wird sie in naher Zukunft die Nachfolge auf dem Biohof Büsch in Weeze antreten. Derzeit ist sie u.a. für das Marketing verantwortlich. Herzlich willkommen bei uns!
Gabriele Coché-Schüer