Ist es wirklich schlau, als selbständige Frauen auf die Strategien berühmt-berüchtigter (und am Ende doch meist nicht freiwillig aus dem Berufsleben ausgeschiedenen)  Freibeuter zu gucken? Stefanie Voss meint: „Unbedingt!“ Die Weltumseglerin und Kommunikationsexpertin zeigte letzte Woche den 45 anwesenden Unternehmerinnen in ihrem unterhaltsamen und spannenden Vortrag an zahlreichen Beispielen, dass sich bestimmte Taktiken und Verhaltensweisen erfolgreicher Piraten durchaus auf das Geschäftsleben von heute übertragen lassen. „Wer damals auf den Meeren als Freibeuter für Schiff und Mannschaft verantwortlich war, musste in seinen Entscheidungen nicht nur wagemutig sein und keinem Konflikt aus dem Weg gehen,  sondern in seinem Handeln frei, klar und verbindlich sein“, so Stefanie Voss‘ Überzeugung.“

Ziemlich wagemutig musste man im Übrigen bereits in den ersten Minuten ihres Vortrages sein, weil dort in einer kleinen Übung jede Frau ihr Gegenüber mit einer schnellen Bleistiftskizze portraitieren sollte. Alle haben mitgemacht. Es muss hier nicht besonders erwähnt werden, dass ca. 98% aller Anwesenden keine bis sehr wenig Ahnung hatten, wie so etwas (dazu irgendwie erkennbar) zu bewerkstelligen ist. Die Ergebnisse waren durchgängig (wahrscheinlich bis auf die Profizeichnungen der Innenarchitektin Susanne Rexing und Grafikdesignerin Anne Graute-Otte) sehr eigenwillig und abstrakt, haben aber ein Riesengelächter verursacht, was wiederum die Aufnahmebereitschaft für die nun folgenden wilden Piratengeschichten stark erhöhte.

Ja, es waren tatsächlich wilde Gesellen, die da seit Jahrhunderten auf den Weltmeeren fette Beute machten. Von Edward Teach, der wegen seines furchterregenden Bartes nur Blackbeard genannt wurde, Alexander Selkirk bis zu seiner Majestät Freibeuter Sir Francis Drake, sie alle hatten ihre –oft nicht zimperliche- eigene Art, ihr Schiff und die Mannschaft zu führen. Der mächtigste, reichste und klügste Pirat machte im 19. Jh. die südchinesischen Gewässer unsicher und war-  eine Frau. Die Witwe Cheng, wie sie respektvoll genannt wurde, hatte das Geschäft von ihrem viel älteren Mann „geerbt“. Er hatte sie aus einem schwimmenden Bordell gekidnappt, unter für sie sehr günstigen Bedingungen geheiratet und nachdem sie alles von ihm gelernt hatte, starb er auf sehr mysteriöse Weise. Die mächtige Frau zog die Fäden im Hintergrund und hatte auf dem Zenit ihres Ruhmes an die 1000 große und kleine Schiffe, die auf ihr Kommando hörten. Aber sie wusste, wann es Zeit war, den Rückzug anzutreten. Sie übergab ihre Flotte, durfte dafür ihr gesamtes Vermögen behalten und starb 69jährig zeitlebens unbehelligt.

Alle berühmten Piraten hatten das Leader-Gen

Bedingungslose, eiserne Disziplin der Crew war Grundvoraussetzung für beutereiche Kaperfahrten. An Bord auf engstem Raum war damals nichts gefährlicher als wachsendes Gemurre, zersetzender Ungehorsam und drohende Meuterei. Die zusammengewürfelten Mannschaften bestanden aus rauen und streitlustigen Männern. Da halfen nur glasklare Ansagen und wenn nötig, drastische Konsequenzen. Hilfreich war auch, dass die Beute nach festen Regeln geteilt wurde. Der Kapitän erhielt nur wenig mehr als die Mannschaft. Mit sichtlichem Vergnügen verwies Stefanie Voss auch darauf, dass Seeleute, die sich nicht an den strengen Bordkodex hielten, mit einer äußerst fiesen Strafe belegt wurden: dem Marooning, was bedeutete, dass der Delinquent mit einem kleinen Trinkwasserproviant, einer Pistole und einer Kugel auf einer menschenleeren Insel oder Sandbank im Nirgendwo der Karibik ausgesetzt wurde.

Abschreckend und wirkungsvoll:
Marooning- Aussetzen auf einer menschenleeren Sandbank

„Die Gesetzmässigkeiten sind heute noch die gleichen“, so Stefanie Voss: „Erfolgreich, innovativ und effizient können Teams auf Dauer nur dann sein,  wenn sie klar und eindeutig geführt werden. Die Seglerin machte deutlich, dass klare Kommunikation, kurze Entscheidungswege und konsequente Umsetzung auch heute hochaktuelle Strategien sind, die  Unternehmen mit ihren „Mannschaften“ voran bringen. Ihr Credo:

                               Schreiben Sie Ihre eigenen Regeln!
                              Schaffen Sie Identität durch Klarheit, Fairness und Verbindlichkeit!
                              Lösen Sie Konflikte sofort! Aufschieben verschlimmert den Konflikt nur.
                              Zeigen Sie Wagemut und denken Sie die Welt anders!
                             Befreien Sie sich von Konventionen!

Der Abend war nicht nur lehrreich und spannend, sondern hatte auch durch den Veranstaltungsort, das Loft47, eine anregende Atmosphäre. Die ‚Location‘, auf dem Gelände des SEEWERK in Moers-Kapellen,  findet man nicht so ohne Weiteres. Konzipiert für Unternehmen und ihre Teams, die hier –weit weg von Betrieb und operativem Geschäft- ungestört nachdenken und arbeiten wollen.

Im Übrigen gab es auch wieder etwas zu feiern: Zum einen haben sich alle mit Wiebke Lahrmann gefreut, die seit kurzem  Wiebke Lahrmann-Wesser heißt und zum anderen konnten wir Ute Kosmell und Karsta Dietert zum Jubiläum gratulieren. Ute Kosmell ist seit 10 Jahren erfolgreich mit ihrem  Unternehmen „Cake and More“. Karsta Dietert ist seit 20 Jahren als Rechtsanwältin aktiv. Und als kleine Fußnote: Auch sie hat in diesem Sommer  geheiratet.

Gabriele Coché-Schüer

Fotos:@maro-fotodesign