KOMPONISTINNEN
… so der Titel der diesjährigen FrauenFilmNacht. Und so manch eine hat sich in diesen unsicheren Zeiten gefragt, ob sie wohl Lust darauf hat, dieses Jahr mit dabei zu sein. Wir haben gehofft, gebangt und waren doch immer frohen Mutes, dass es uns 2022 nach einem Jahr unfreiwilliger Pause gelingen würde, das Kino zum Benefiz-Abend zu füllen.
Es kam, wie es kommen musste: An manchen Tagen läuft es eben nach dem Murphy’s Gesetz „was schiefgehen kann, geht schief“. Die Pianistin Kyra Steckeweh erkrankte schwer, Gabriele Coché-Schüer und Barbara Baratie fielen aus, die Fotografin musste kurzfristig absagen, der gesamte Industriepark rund um das Tichelpark-Kino war ohne Internet. Wie dann die online gekauften Tickets überprüfen?
Jessica Saum war jetzt die Vorstandsfrau der Stunde, sie nahm von jetzt auf gleich mit Bravour alle Fäden in die Hand, begrüßte unsere 250 Gäste. Aus Berlin mit dabei war auch Tim van Beveren, der den mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm gemeinsam mit Kyra Steckeweh inszenierte. An seiner Seite Karla Viebahn, Co-Produzentin von KOMPONISTINNEN, die die Idee, diesen Film zu zeigen, erst ins Rollen gebracht hatte.
Jessica Saum startete mit einem kleinen Wissenstest: Welche Komponisten des 19. Jahrhunderts können Sie aufzählen? Klar… da kamen schnell Bach, Mozart, Beethoven und Tschaikowski auf’s Tapet. Und Komponistinnen? Ja, da wurde es schon enger. So erging es auch damals Kyra Steckeweh. Die junge Pianistin suchte nach neuen Noten für ihr Repertoire und erst da wurde ihr bewusst, dass Musik von Komponistinnen weitgehend unbekannt war und sehr selten gespielt wurde. Sie begab sich auf Spurensuche. Gemeinsam mit Filmemacher Tim van Beveren wurde sie in lange vergessenen Archiven, in Kellern und auf Dachböden fündig. Gedreht wurde in Deutschland, Frankreich, Polen und Italien.
So gelang es den beiden Filmemachern, das Lebenswerk von Mel Bonis (1858-1937), Lilie Boulanger (1893 -1918), Emilie Mayer (1812-1883) und Fanny Hensel (1805-1847) und ihre Geschichte lebendig zu machen. Alle vier Frauen haben ihre Epoche geprägt – und das in einer Zeit, in der eine Berufsausübung für Frauen nicht schicklich war. Der Dokumentationsfilm war überwältigend und zeigt, was Frauen auch heute noch vielerorts überwinden müssen – und er macht Mut.
KOMPONISTINNEN wurde u.a. mit dem OPUS der KLASSIK 2020 ausgezeichnet. Und er hat auch unsere Gäste zutiefst beeindruckt.
Die Pianistin Laura Pitz – dem Anlass entsprechend stilvoll am Steinway-Flügel – zauberte mit ihrem Konzert eine erwartungsvolle Atmosphäre. Sie wählte Stücke gerade dieser Komponistinnen, die dazu einluden, selbst zu entscheiden, ob die Musik von Komponistinnen tatsächlich „weniger interessant“ sind, wie dies von den damaligen Zeitgenoss:innen gerne unterstellt wurde:
o Romanzen von Clara Schumann
o „Lieder ohne Worte“ von Fanny Hensel (und ihrem Bruder Felix Mendelssohn)
o Klavierstücke von Mel Bonis – kombiniert mit Stücken von ihrem Studienkollegen Claude Debussy (zwei Preludes)
o Klavierstücke von Nadia Boulanger und Claude Debussy
Musikgeschichte, klangvoll, einprägsam und wunderbar von der Kleverin interpretiert. Laura Pitz lebt inzwischen in Köln und sprang kurzfristig für Kyra Steckeweh ein, die diese Stücke so gerne selbst vorgetragen hätte. Sigrun Hintzen, Leiterin der städtischen Konzerte der Stadt Kleve, hatte den Kontakt zu Laura Pitz hergestellt und sie wusste wie keine andere, was unser Abend nun brauchte. Und sie hatte noch ein großes Geschenk: Zugunsten Buamtandi verloste sie 3 x 2 Eintrittskarten für das Boulanger-Trio, die am 9. Mai 2023 in der Klever Stadthalle auftreten werden.
Und…unfassbar: Die Glücksfee (Elke-Kleuren-Schryvers) zog doch tatsächlich als erste Gewinnerin Karla Viebahn, die sich unsagbar freute. So hat sie nach ihrem aktuellen Umzug nach Hilden demnächst wieder einen tollen Grund, ins Kleverland zurückzukehren! Für alle, die dieses Losglück nicht hatten, gibt es natürlich die Gelegenheit, sich frühzeitig Karten über die Stadt Kleve zu sichern. Hier ist ein Trailer zum Konzert zu finden.
Der stolze Erlös der FrauenFilmNacht mit 6.211,95 € geht in diesem Jahr wiederum an unser Herzensprojekt, den „Buamtandi-Frauen“ im Niger. Dr. Elke-Kleuren Schryvers und Angelika Fedke baten noch einmal ausdrücklich darum, diese Frauen nicht zu vergessen, wenn wir doch alle sehen, dass die Welt um uns herum brennt. Und es ist schon bemerkenswert, wie sie und ihr Team der Stiftung Pro Humanität e.V in all diesen Brennpunkten aktiv Hilfe leisten. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das Grundprinzip, um Frauen durch Bildung und Mikrokredite den Aufbau einer eigenständigen Existenz zu ermöglichen. Neu ist, dass das Buamtandi-Projekt auch für Binnenflüchtlinge geöffnet wurde. Dadurch wird ein Beitrag dazu geleistet, dass weniger Flüchtlinge die gefährliche Reise über das Mittelmeer antreten. Doch das bedeutet auch, dass vor Ort in Benin und Niger noch mehr Mittel benötigt werden. Wir freuen uns, wenn wir sie auf diese Weise unterstützen können.
In der CASA CLEVE traf sich dann „Jan und AlleFrau“ und es war ein herrliches, lebendiges Miteinander. Echte Begegnung! Und so freuen wir uns alle, wieder mehr davon zu erleben.
Ein großer Dank gilt neben all den vielen helfenden Händen auch den Sponsoren, die vorab bereits einen guten Sockel für einen hohen Spendenerlös beigetragen haben.
Wer den Abend verpasst hat, könnte zumindest den Film noch beziehen unter www.komponistinnen.com
Einfach ein Bild anklicken und schon läuft die Diashow – ganz wie von selbst!
Fotos: Björn Willimzig
Web: www.fotowillimzig.de
Wie beeindruckt die Gäste von der Veranstaltung waren, bringt Gabriele Brimmers in ihrem Feedback auf den Punkt:
Der gestrige Abend war außergewöhnlich.
Zuerst das Klavierkonzert eindrucksvoll dargebracht und erläutert von einer beeindruckenden jungen Frau.
Dann der spannende Dokumentarfilm mit den Klavierstücken, die Kyra eingespielt hat.
Ich habe die ganze Zeit an sie gedacht und hoffe, dass sie wieder gesund wird.
Anschließend noch ein reger Austausch im Casa Kleve. Es war ein unvergessliches Ereignis.
Vielen Dank für die super Planung und den Willen zur Durchführung bei allem was zurzeit um uns herum passiert.