Was haben ein Besuch in einem Gradierwerk, ein Gang durch Paeßens Zahnwelten, eine Geldübergabe und die Geschichten eines lebenserfahrenen Wanderpredigers gemeinsam? Alles tut irgendwie gut.
Nach vielen Monaten der pandemiebedingten Abstinenz von „echten“ Treffen kommt das gesellschaftliche Leben wieder in Schwung. Es gab nach 2 Jahren im März 2022 wieder eine FrauenFilmNacht und jetzt im April sogar ein „Quatro-Event“ der Extra-Klasse. Eben in Kevelaer und an sehr besonderem Ort mit einem besonderen Gast. Doch darauf kommen wir später.
In der Tradition der jours fixes, an denen Mitgliedsunternehmen ihre Türen öffnen, hatte das Zahnärztliche Versorgungszentrum Paeßens zu einem Rundgang durch ihre hochmodernen Praxisräume eingeladen. Für unsere Sicherheit gab es direkt vor Ort die Möglichkeit, einen Schnelltest durchführen zu lassen (war der negativ, dann durfte, wer wollte, die Maske in die Tasche stecken!).
Was so alles in ein Abendprogramm gepackt werden kann!
Wer Interesse, Lust und Zeit hatte, startete im „Vorprogramm“ mit einer Führung durch das in unmittelbarer Nähe liegende Gradierwerk und tat gleichzeitig etwas für seine Luftwege. Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Mitgliedsfrau im forum und hier in ihrer Funktion als kurmedizinische Fachreferentin sowie Hans-Josef Thönnissen, Leiter der Stadtwerke, übernahmen die Führung und man erfuhr Interessantes:
Dr. Kleuren-Schryvers zeichnet verantwortlich für den sogenannten Atemweg und sie gab erstaunliche Informationen zur therapeutischen Wirkung der Sole (15% Salzgehalt) sowie physiotherapeutische Anregungen, dazu Tipps zur Reinigung der Atemwege, stellte Übungen zum Lockern und Dehnen und zur Kräftigung des Brustkorbes vor und kam so auch auf die Verbindung zwischen Atmung und Spiritualität.
Hans-Josef Thönnissen, gerne auch als „Hüter der Quelle“ bezeichnet, war dann für die historischen und praktischen Fakten zur nahen Thermalquelle zuständig. Bald wird es einen Trinkbrunnen geben. Man hofft so, dass man der Anerkennung der Stadt Kevelaer als Kurstadt noch ein Stück näher rückt. Anschließend ging es direkt ins Gradierwerk, hinein in die frische salzige Luft.
In das muschelartig gebaute Holzgerüst sind Schwarzdornbündel eingearbeitet, an denen die Sole herabrieselt. Wasser verdunstet und es gelangen geringe Mengen gereinigter Salzteilchen in die Luft. So entsteht wird ein gesundheitsförderndes Mikroklima, was dem Klima an der Nordsee ähnelt. Besonders Asthmatikern und Pollenallergikern ist ein Gang durch bzw. rund um das Gradierwerk zu empfehlen.
Den Atemwegen war nun schon einmal Heilsames widerfahren und so gerüstet kamen die Gäste in die Paeßens Zahnwelten. Alle wissen, dass sich keine der modernen Zahnärztinnen und Zahnärzte mehr mit den früher durchaus üblichen brachial aussehenden Behandlungsinstrumenten über die angsterfüllten Patientinnen und Patienten beugt – und trotzdem war eine leichte Anspannung bei den Gästen spürbar. Maria Paeßens, General Managerin für die 3 Praxisstandorte Kalkar, Kleve, Kevelaer, ihr Sohn Dr. Fritz Paeßens, der zahnmedizinische Leiter für den Standort Kevelaer und Seniorchef Dr. Theo Paeßens lächelten in ihrer Begrüßung alle Bedenken weg und luden zur Hausführung ein.
Einhellige Reaktion: Unglaublich! Faszinierend! Spannend! Beeindruckend die technische Ausstattung und die Möglichkeiten, die heute dafür sorgen, dass nicht nur alles „rund um die Zähne“ behandelt wird, sondern ebenso die Ästhetische Zahnheilkunde immer mehr in den Vordergrund rückt.
Dazu ein so einladendes, freundliches und stylisches Ambiente, dass es einfach Spaß macht, zur Kontrolle, Behandlung oder eben Verschönerung in diese Räumlichkeiten zu kommen. Hier gibt es eine extra Abteilung für Kinder, in der sie spielerisch lernen, wie wichtig die Zahnpflege von Anfang ist.
Die Praxis verfügt über ein Fotostudio, in dem die Patientinnen und Patienten bereits im Vorfeld eine Simulation ihres späteren Aussehens sehen können. Hier arbeitet man selbstverständlich voll digital von der Abdrucknahme bis zum digitalem Zahntechniklabor.
Darauf hatten wir uns als unternehmerinnen forum gefreut: Heute wollten wir unser Spendengeld aus der diesjährigen FrauenFilmNacht an die Stiftung Pro Humanität übergeben. Das „Ballonteam“ wurde ausgerufen und vier Damen huschten los und kamen mit Luftballonzahlen zurück. Nach kleinem Hin- und Herrücken standen die Zahlen in der richtigen Reihenfolge: 6211 Euro!
Und das ist trotz aller Coronawidrigkeiten das zweitbeste Ergebnis ever! Jessica Saum schickte noch gleich eine weitere Summe hinterher: bisher konnten wir für das Mikrokredit-Projekt und andere vor Ort arbeitende Frauenprojekte insgesamt knapp 42.000 Euro einsammeln. „Geld, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers, das so dringend gebraucht wird, damit Frauen ihre Familien mit einer kleinen Selbständigkeit im bitterarmen und bürgerkriegserschütterten Benin über die Runden bringen können.“ „Wir sind sehr dankbar dafür, dass in Zeiten von Pandemie und Ukraine-Krieg dieser Teil Afrikas nicht vergessen wird. Es ist einfach auch Geld, das sofort verwendet werden kann“, so APH-Förderin Heike Waldor-Schäfer
Mit dem jetzt erwarteten Veranstaltungsteils erhofften wir uns noch einen Spenden-Sahnehäubchen obendrauf, denn der nächste Akteur, angekündigt von Vorstandsfrau Karsta Dietert, kam mit Rucksack und zünftigen Wanderstöcken daher. Ralf Goldschmidt, 58 Jahre, studierter VWler, Sportwissenschaftler und in der internationalen Businesswelt bisher eher als sehr erfolgreicher Top-Speaker und Life-Balance-Coach bekannt, gibt den Wanderprediger.
Wanderprediger: „Mann, der sich einer spirituellen Wahrheit bewusst geworden ist
und diese auf Wanderschaft verkündet.
Bei positiver Resonanz oft als Heiliger verehrt, sonst als Irrer verrufen.“Michaela Vieser: „Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreissern“
– ein Buch über ausgestorbene Berufe
„Hier kommt jemand Besonderes“, so Vorstandsfrau Karsta Dietert, „Ralf Goldschmidt wird erzählen, über das Leben und das, was ein erfolgreiches Leben ausmachen kann. Viele namhafte Großunternehmen haben in den vergangenen 20 Jahren seine Dienste als Coach und Change Manager in Anspruch genommen – und das tun sie auch heute noch gern. Ralf Goldschmidt ist zudem ein sehr gefragter Redner, Dozent für Skill-Seminare an der Uni Köln- lehrt an der Schweizer ZfU Business School und an der Cologne Business School. Die Dinge laufen also ausgesprochen gut für ihn. Trotzdem oder gerade deshalb stellt er sich seit längerem die Frage: „Wer will ich gewesen sein?“ Hier kommt jemand als moderner Wanderprediger, der predigt, aber nicht bekehren und schon gar nicht missionieren will. Er möchte Sie einfach einladen, über ein paar Dinge im Leben nachzudenken, sie zu hinterfragen, er will mit uns ins Gespräch kommen. Heute ist er hier bei uns in dieser ROLLE und er bekommt kein Honorar. Ralf Goldschmidt wird aber seinen Hut herumgehen lassen und hofft auf großzügige Spenden, die dann wiederum dem von uns unterstützten Aktion-Pro-Humanität-Projekt zugute kommen sollen.“
„Ich freue mich sehr, hier zu sein“, beginnt Ralf Goldschmidt. „Ja, es stimmt, was meine Vorrednerin gesagt hat, die coronabedingte Zwangspause, durch die mir Anfang 2020 von heute auf morgen 90% meiner bereits fest gebuchten Aufträge weggebrochen sind, hat mir Zeit gegeben. Zum Nachdenken. „Wer will ich eigentlich mal gewesen sein?“ Das war die Frage, die ich mir im Sommer 2020 immer und immer wieder stellte. Was würden meine Kinder, meine Enkelkinder mal über mich denken und sagen? Aus den bisherigen Antworten darauf entstand später der Nachruf auf mein Leben. Nicht auf mein vergangenes, sondern auf mein noch zu lebendes Leben. Eine Art „call for action“ und Orientierungshilfe für meine Restlaufzeit. Das Leben ist endlich, auch Ihres und meins. Und es lässt sich nicht auf die hohe Kante legen. Wenn der Tod kommt, ist Sense, so ähnlich habe ich es auch auf meiner Webseite stehen. Was habe ich bisher einigermaßen gut hingekriegt und was nicht? Von diesen Überlegungen will ich Ihnen erzählen und ich will Ihnen etwas ans Herz legen. Was Sie anschließend damit machen, liegt natürlich allein bei ihnen. In meinem Rucksack habe ich ca. 20 Gegenstände gepackt. Alle Gegenstände lassen sich den drei großen Themenbereichen zuordnen, über die ich spreche: gelingendes Leben, menschendienliches Arbeiten und enkeltaugliches Wirtschaften.“
Gelingendes Leben, menschendienliches Arbeiten
und enkeltaugliches Wirtschaften.
„Lassen Sie mir so etwa 30 Minuten Zeit. Ich weiß, Sie werden mit einigen Sachen überhaupt nicht überein stimmen, manches für völlig daneben halten, manches aber eben auch mitgehen können. Danach können wir uns über alles unterhalten- gerne auch beim Essen und einem Bier.“
Der Mann räumt seinen Rucksack aus – ein Holz-Winnetou, Filmdose, Portemonnaie, Pappmaske, Uwe-Seeler-Schuhe, Pippi Langstrumpf-Puppe und noch so einiges mehr – alles Dinge, die eine besondere Bedeutung für ihn haben und zu der es mal schräge, mal ganz normale Geschichten gibt, die aber am Ende immer einen Bezug zum Jetzt, zu Wirtschaft und Gesellschaft haben.
Ist es jetzt nur eine gut verpackte Midlife-Crisis-Story, die am Ende dazu führt, dass hier einer konsequent die Seiten wechselt? Ralf Goldschmidt erzählt von eigenen Erfahrungen, Verbiegungen, Erfolgen, Herausforderungen und Niederlagen, stellt die Frage nach dem Wachstum um jeden Preis, lästert über Statussymbole von erfolgreichen Menschen und erklärt an anderer Stelle, dass er sich auf dem berühmten Melaten-Friedhof in Köln schon eine Grabstelle gesichert hat und dort ab und zu auf der Bank sitzt und einen Wein trinkt.
Nein, es scheint nur so. Aber tatsächlich ist es eine Art Predigt (vom Hoecksken auf Stoeksken) -„bloß ohne Religion, ohne Donnerwetter und ohne moralinsaure Belehrungen. Stattdessen mit viel Herzblut und Humor.“ Denn natürlich weiß der Coach Ralf Goldschmidt, dass keiner- auch er nicht – aus dem Stand sein komplettes Leben ändert, wenn er sich eigentlich in seiner Komfortzone wohlfühlt. „Aber vielleicht ein bisschen. So viel wie Sie eben wollen und können. Dazu möchte ich Sie inspirieren.“
Bleibt anzufügen, dass sein Hut gut gefüllt zurückkam: mit noch einmal mehr als 800 Euro. Was für ein tolles Gefühl!
An dieser Stelle sagen wir noch einmal ganz herzlichen Dank für die viele Mühe, sowie für die liebevolle und selbstverständliche Aufmerksamkeit, die uns das gesamte Praxisteam Paeßens an diesem Abend geschenkt hat.
Text Gabriele Coché-Schüer
Fotos Rose Beninnghoff