Der Campus der Hochschule Rhein Waal in Kamp-Lintfort ist immer wieder ein attraktiver Unternehmerinnen-Treffpunkt. Nicht nur, dass Lage, Architektur und das Ambiente inspirierend sind – es ist vor allem auch der Kontakt zu den weiblichen Studierenden, die explizit zu diesen Treffen vom unternehmerinnen forum niederrhein eingeladen werden, der besonderen Spaß macht!

Also! Schon deshalb gehören Zukunftsthemen unbedingt an diesen Ort.

ufn Meeting 10.06.2022 Hochschule Rhein-Waal Kamp-Lintfort

Die Referentin des Abends, die Organisationspsychologin Verena Schürmann, arbeitet und forscht hier sozusagen in die Zukunft. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Frage, welche Arbeits- und Alltagskompetenzen wir erlernen oder weiter entwickeln müssen, um fit für die Zukunft zu sein. Tätigkeiten und damit verbundene Anforderungen verändern sich permanent und erfordern auf Seiten der Mitarbeitenden ein ständiges Weiter- und Neulernen. Für Unternehmensführungen stellt sich im Umkehrschluss ebenfalls die Frage nach zukunftsorientierten Kompetenzen: Sie müssen sich – etwas salopp gesagt – fragen: „Was kann weg von meinen bisherigen Gewissheiten als Führungskraft? Und was brauche ich an (neuen) Führungskompetenzen, um für die Zukunft gerüstet zu sein?“

Wir wissen, dass das lebenslange Lernen für jeden Einzelnen durch die alles durchdringende Digitalisierung und Globalisierung alternativlos ist.

Innovative Entwicklungen und Arbeitsprozesse werden immer schneller, komplexer und tiefgreifender umgesetzt. Die Pandemiezeit mit ihren Verwerfungen hat den Blick für die jetzt notwendigen Veränderungen in den Unternehmen noch geschärft. Home-Office, hybrides Arbeiten, virtuelle Teams-Phänomene, die in eine neue Form von Arbeitskultur gebracht werden müssen.

Für diejenigen, die in Unternehmen führen, entscheiden und für Teams verantwortlich sind, bedeutet das, vorgezeichnete Entwicklungen im Unternehmen nicht nur einfach voranzutreiben und umzusetzen, sondern vor allem eine Kultur zu schaffen, in der  Mitarbeitende m i t entwickeln können und somit ihre eigenen Potenziale erkennen und nutzen können.

Entscheidend für die Zukunft werden nach Auffassung von Verena Schürmann demnach ganz andere Kompetenzen sein als nur die rein qualifikatorischen: Es wird um kompetente Kommunikation gehen, um einen Führungsstil, der den Zusammenhalt im Unternehmen fördert und natürlich um die Frage, wie sich in der (digitalen) Zukunft kreative und sinnstiftende Zusammenarbeit gestalten lässt.

Verena Schürmann HSRW

Verena Schürmann, Hochschule Rhein-Waal

Verena Schürmann hält es in ihrer Einschätzung, dass Unternehmen lebende Organisationen sind, die sich mit Blick auf die Zukunft von Grund auf wandeln müssen, wenn sie überleben wollen, mit dem Wirtschaftsphilosophen Frédéric Laloux, der davon ausgeht, dass Hierarchien, die Innovationen und Kreativität von oben verordnen, keine Zukunft haben. Vielmehr muss die Aufgabe von Führungskräften sein, über eine wertebasierte Unternehmenskultur die Menschen für Ziele und Zwecke des Unternehmens zu begeistern, ihnen eine Aufgabe „zuzutrauen“, zu fördern und zu schützen.

Verena Schürmann untersucht für ihre Dissertation Unternehmen, die sich schon  jetzt diesem Unternehmensumbau gestellt haben. Hierzu verknüpft sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien  mit den ganz praktischen Erfahrungen von Unternehmen, die diesen Unternehmenswandel durchlaufen haben.

Dass ein solcher Changeprozess erfolgeich umsetzbar ist, zeigt ihr Beispiel des Straelener Unternehmen Baak GmbH & Co. KG. Andrea Grusa (Mitgliedsfrau und 2020 Gewinnerin der „Perle der Unternehmerinnen“) und ihr Mann Ingo sind den Weg gegangen und haben gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das Unternehmen einen Wertekatalog entwickelt, der nicht nur ihre interne Zusammenarbeit in allen Bereichen bestimmt, sondern auch nach außen gelebt wird. Andrea Grusa ist sich sicher: „Es war ein langer und intensiver Prozess, auch für uns selbst. Und wenn wir uns nicht selbst intensiv reflektiert hätten, wären wir heute noch lange nicht so weit. Es hat sich unbedingt gelohnt. Jetzt ist bereits die nächste Generation ins Unternehmen eingestiegen und wir glauben, das Unternehmen ist gut aufgestellt.“

Andrea und Ingo Grusa, BAAK GmbH, Straelen

Verena Schürmann bestätigt das: „Wenn man in dieses Unternehmen kommt, sieht und fühlt man an jedem Ort die positive Atmosphäre – man spürt überall Aufmerksamkeit, Wertschätzung und fühlt sich wohl. Die Menschen, die hier arbeiten, sind nicht  nicht nur Mitarbeitende. Weiterbildung wird gefördert, nicht nur, damit es dem Unternehmen unmittelbar Nutzen bringt, sondern den Menschen weiter bringt und somit wiederum gut für das Unternehmen ist. Es gibt Rückzugsplätze für kreatives Denken oder aber nur für einen Kaffee mit dem Kollegen oder der Kollegin.“

Stichwort: 1st Century skills

Wir werden lernen müssen, zu kommunizieren, auch räumlich getrennt zusammenzuarbeiten und ganz wichtig hier: das Wissen zusammenzuführen und zu teilen.

Kommunikation

Kollaboration

Kritisches Denken

Kreativität

Problemlösung

Unsere individuelle Kreativiät ist gefordert um Probleme zu lösen. Das Wichtigste aber ist und bleibt, dass wir uns selbst immer wieder zu kritischem Denken, Reflexion und Nachfragen anhalten.

Zu unserer Freude hatten sich doch einige Studentinnen zum Vortrag angemeldet.  Der Austausch anschließend war vor allem mit den Studentinnen spannend – ihr Feedback auf den Vortrag und den Abend war durchaus positiv. Es gab im Foyer auch wieder eine Kontaktbörse. In den Gesprächen zwischen ‚alt und jung‘  stellt sich doch immer wieder heraus, dass der eine oder andere Kontakt oder Tipp von Nutzen sein könnte.

Helle Begeisterung löste bei den Gästen (wie immer und nicht nur bei ihnen) Malinas fantastisches Fingerfood aus, Eckhard Kloster setzte an dem Abend mit seinem Bio-Weinangebot das i-Tüpfelchen.

Text Gabriele Coché-Schüer
Fotos Rose Beninnghoff