… Hirngespinste und wie man sie los wird

Ort des Geschehens: Das Hotel Rilano in Kleve. Ideale äußere (weil sehr angenehme Abendtemperaturen auf der Terrasse) und auch innen perfekte Bedingungen (entspannte und erwartungsfrohe Atmosphäre, hoher Gesprächsgeräuschpegel). Rund 70 Anmeldungen und nahezu alle waren auch gekommen. Wie schön, nach all den Unwägbarkeiten der letzten zwei Jahre.

Und noch eines ist anzumerken: Es waren auffällig viele junge Frauen, die zum ersten Mal zu Gast beim unternehmerinnen forum niederrhein waren und sich an diesem Abend mit Verve ans Netzwerken machten und dabei offensichtlich eine Menge Spaß hatten.

 

Barbara Baratie stellte zu Beginn unsere Gastgeberin Annette Strähnz vor, die für das Rilano Hotel Cleve City & Rilano 24 I 7 Kevelaer als General Cluster Manager fungiert und begrüßte im Anschluss gleich drei neue Mitgliedsfrauen:

 

Theresa Perau, die sich als freie Rednerin selbstständig gemacht hat. Sie zeigte in ihrer kurzen und humorvollen Vorstellung, wie aus einer doch eher zufälligen Begebenheit, die Idee zu einer erfolgversprechenden und tragfähigen Geschäftsidee entwickelt werden kann.

 

Ebenso „frisch“ im unternehmerinnen forum ist Carina Kernder. Sie hat in diesem Sommer mit Saskia van den Borg-de Lorijn den Lindenhof von unserer Mitgliedsfrau Sibylle Merrettig übernommen. Barbara Baratie konnte beide davon überzeugen, auch als Sibylle Merrettigs’ Nachfolgerinnen ins forum zu kommen. Carina Kernder kennt den „Laden“ übrigens seit vielen Jahren in und auswendig, weiß also genau, was es heißt, ein so erfolgreiches Gästehaus und Café weiterzuführen.

 

Besonders herzlich begrüßt wurden Anna und Luise Steinhoff, die beiden Töchter der im vergangenen Jahr verstorbenen Astrid Gerdes. Sie mussten in den vergangenen Monaten entscheiden, wie zukünftig der von Astrid mit so viel Herzblut betriebene Gamerschlagshof weiter existieren kann. Sie wollen den Hof auf alle Fälle erhalten, haben aber vorerst Rinder- und Schweinezucht aufgegeben und konzentrieren sich als Interimslösung auf Vermietung und Verpachtung der Nutzungsflächen. Beide Schwester arbeiten vorerst weiter an ihren erfolgreichen Berufskarrieren, halten sich aber alle Optionen für den Gamerschlagshof offen.

 

Wer ist bei uns zu Gast? Auch das ist immer wieder interessant zu erfahren. Dieses Mal waren (quasi nach dem Zufallsgenerator) in der Vorstellungsrunde Dorothee Dingebauer, die mit ihrer Familie zu ihrem landwirtschaftlichen Betrieb jetzt noch die Hausboot Niederrhein GmbH & Co.KG gegründet hat, Stefanie Feld, IT- Fachfrau von Henkel AG & Co., die Kinderärztin Ellemieke Fuijkschot-Kok, Prokuristin der Frühförderstelle für den Kreis Kleve und aus dem Kreis Wesel Susanne Tekath, deren Familie in 5. Generation das Weseler Taxi- und Mietwagenunternehmen führt.

Wenn so viel unterschiedliche Professionen und Kompetenzen zusammentreffen, kann der Abend nur spannend werden.

„Hirngespinster“ -so hatte Nicole Truchseß ihren Vortrag überschrieben und das meinte sie genauso.

„Dafür habe ich einfach kein Talent.“ „Das schaffe ich nie.“ „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn Sie jetzt nicken, haben Sie wahrscheinlich selbst eine Ladung Glaubenssätze im Gepäck. Wie Gespenster spuken sie in unseren Köpfen herum und lassen uns glauben, wir wüssten stets genau Bescheid, was wann wie warum passiert. Hirngespenster eben,“ stieg die gebürtige Münchnerin ins Thema ein.

Natürlich kennen alle diese Sätze. Hundertmal selbst gehört, selbst gesagt und seit Kindesbeinen tief im Denken verhaftet. Dann hat man eben dieses Talent nicht, wenn es andere schon sagen! Wie sehr einmal verinnerlichte Glaubenssätze ein ganzes (Berufs-)Leben im Denken und Handeln bestimmen und an vielen Stellen auch blockieren können, zeigte Nicole Truchseß an ganz praktischen Beispielen aus dem Geschäftsleben, sei es bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern, bei komplexen (und notwendigen) Veränderungen der Unternehmensstrukturen (Stichwort Remote Work), bei persönlichen Herausforderungen. Oft ist es dieses bekannte Totschlagargument „Das haben wir doch immer so gemacht“, das jeden Innovationsversuch im Keim erstickt. „Was die persönlichen Kompetenzen angeht“, so Nicole Truchseß: „so ist doch klar, dass wenn mir immer wieder gesagt wird, für diesen Sport oder eine bestimmte Tätigkeit bist du völlig talentfrei, ja -dann glaube ich es irgendwann doch selbst.“

Jede und jeder hat in seinem Gepäck solche Lebensregeln, die den Alltag bewusst oder unbewusst bestimmen. „Manche wurden uns bereits in frühester Kindheit anerzogen, andere haben wir selbst aus unseren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen abgeleitet und verinnerlicht. Dabei sind manche Glaubenssätze durchaus hilfreich, weil sie Orientierung geben. Wir verfolgen unsere Ziele konsequenter, wenn uns der Leitgedanke „Jeder ist seines Glückes Schmied“ antreibt. Doch die meisten Glaubenssätze erweisen sich alles andere als hilfreich, denn sie sorgen dafür, dass wir es uns in unserer Komfortzone so richtig bequem machen und stehen schlimmstenfalls unserer Entwicklung im Wege. Dann werden unsere Hirngespenster zu wahren Unholden und es wird höchste Zeit, ihnen auf die Schliche zu kommen.“ davon ist Nicole Truchseß überzeugt.

Wir müssen lernen, die verschiedenen Hirngespinster zu entlarven und erkennen,
warum wir so schwer von Ihnen loskommen – und wie man sie wirkungsvoll zähmt“

Als Vertriebstrainerin, Unternehmensberaterin und TOP-Speakerin kommt die Betriebswirtin viel herum und konfrontiert bei ihren Trainings Führungskräfte und Teams mit ihren individuellen manifesten Haltungen und „Verhinderungsdenken“. Viele Führungskräfte berichten zwar stolz darüber, wie intensiv sie sich in Trainings und Workshops mit neuer Führungskommunikation auseinandergesetzt haben. Im Betriebsalltag ändern sie jedoch nichts, es soll doch bitte alles so bleiben, wie es ist. In solchen Situationen redet Nicole Truchseß Klartext: „Wenn Sie doch schon so viel wissen, warum setzen Sie es dann nicht endlich um?“

An diesem warmen Sommerabend passte im Vitello-Restaurant eigentlich alles. Draußen bei einem Glas und Fingerfood gute (Nach-)Gespräche führen und dabei dem Gitarristen und Sänger Joe Kiki zuzuhören. Der bekannte Düsseldorfer Musiker und Philosoph ist seit über 30 Jahren solo und mit Band immer wieder am Niederrhein zu sehen und zu hören. Dieses Mal hat er mit seiner Musik einem sehr schönen Abend in Kleve noch ein weiteres Stückchen Sommerfeeling geschenkt.


Text Gabriele Coché-Schüer
Fotos Rose Benninghoff