…erleichtert den Weg des Erfolgs!
„Willkommen auf dem Stautenhof“ hieß es für uns am Mittwochabend. Christoph Leiders und seine Tochter Theresa Coßmann führten uns aber nicht nur durch die Gebäude und Stallungen, sondern vor allem durch die beeindruckende Geschichte und Entwicklung des Biohofs in Willich.
Der Hof wurde damals vom Großvater mit über 60 Jahren gepachtet, bevor Christoph Leiders Vater diesen übernommen hat. Was hat sein Vater ihm gesagt?
„Junge, lern‘ was Anständiges, tu‘ dir den Hof nicht an und mach‘ dich lieber vom Acker.“ Irgendwie sind durch die Liebe zum Hof bei Christoph Leiders nur „Hof“ und „Acker“ hängengeblieben. Und natürlich hat er sich für die richtige Ausbildung entschieden, um den Stautenhof übernehmen zu können.
Obwohl der Stautenhof zur damaligen Zeit noch nicht im Familieneigentum war, hat sich Christoph Leiders 1987 für die Übernahme und eine umfangreiche Restaurierung des Hofes entschieden. Die Umstellung auf einen reinen Biohof erfolgte im Jahr 1997, fünf Jahre nach der Hochzeit mit Beate Leiders. Hiermit war der Stautenhof einer der ersten spezialisierten Bio-Betriebe mit Schweinezucht.
Alle Mühen haben sich gelohnt, denn 1998 ging der Stautenhof endlich vollständig in den Besitz der Familie Leiders über. Und damit ging es im SAUseschritt weiter – hatte die kreative Familie Leiders doch noch viel vor. Im Jahr 2000 war der Stautenhof dann soweit und der Grundstein für die eigene Vermarktung war gelegt. Daran hat sich auch bis heute nichts verändert, denn der Stautenhof erzeugt die landwirtschaftlichen und tierischen Produkte ausschließlich für die Eigenvermarktung. Nur einige, sorgfältig ausgewählte regionale Vermarkter dürfen ihr Produktsortiment um die hochwertigen Stautenhof Bio-Produkte erweitern.
Was macht den Stautenhof heute so besonders?
Das Besondere sind die Atmosphäre, die Liebe zum Detail, die Vielfalt und die einladende Freundlichkeit sowie Motivation der Mitarbeitenden – und damit wären wir schon beim Thema: der Stautenhof steht für klare Strukturen und vertritt in seinem Leitbild vor allem die Kraft der Gemeinschaft. Derzeit sind mehr als 50 Mitarbeitende auf dem Hof beschäftigt, die ihr Können im Büro, der hofeigenen Metzgerei und Bäckerei, im Bistro, im Verkaufsladen oder als Landwirte gut und gern täglich unter Beweis stellen.
Der Stautenhof verfügt über ca. 80 ha Land, wovon knapp die Hälfte als Grünland bewirtschaftet wird. Die restliche Fläche wird für den Anbau von Gemüse, Kartoffeln und Futter genutzt. Und was duftet hier und dort noch so fein? Die Kräuter- und Gewürzgärten.
Lasst euch auch das leckere Stück Fleisch oder das gekochte Ei mit gutem Gewissen schmecken, denn das Tierwohl steht für die Familie Leiders und ihrem Team an oberster Stelle. Streng nach den Richtlinien der Biohaltung und aus eigener Überzeugung werden auf dem Stautenhof Schweine, Rinder, Schafe, Weidehähnchen, Legehennen und Puten aufgezogen und gehalten. Das Besondere? Hier ist es nicht der Metzger, der das Tier schlachtet, sondern der Landwirt, der es versorgt hat. Die Tiere müssen nicht zum Schlachter transportiert werden und haben durch den gewohnten Umgang bis zur Tötung deutlich weniger Stress – nach einem guten Leben folgt ein guter Abschied. Das hat doch jedes Nutztier verdient!
Aber es gibt beim Stautenhof noch mehr Besonderheiten aus dem Hut zu zaubern. Denn neben den Nutztieren finden auf dem Hof Kaninchen und Meerschweinchen ihr Zuhause. Die kleinen Tiere leben im Kleintiergehege des hofeigenen Bauernkindergartens. Dieser wurde von einer gemeinnützigen GmbH gegründet und konnte im August 2020 eröffnet werden. Geführt wird der Kindergarten von einer erfahrenen Erzieherin, die auch als Geschäftsführerin angestellt ist. Die Kindergartenplätze sind heiß begehrt: insgesamt 22 Kinder, davon 5 Kinder vom Stautenhof, finden dort ein gemütliches Plätzchen.
Und so ganz nebenbei: Genießt die Zeit auf dem Stautenhof, während euer E-Auto an den Ladestationen auftankt. Der Stautenhof bietet einfach ein lückenloses Konzept zum Thema Nachhaltigkeit und Achtsamkeit im Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt.
Am Ende der Hofführung erwartete uns nicht nur der inspirierende Beitrag zum Thema Gute Führung von Prof. Dr. Doris Krumpholz, sondern auch die hofeigenen Köstlichkeiten.
Der Stautenhof – einfach ein besonderer Ort
Der WDR gibt sich hier die Klinke in die Hand, denn der Stautenhof ist schon ein ganz besonderer Ort, den wir uns mit Bedacht für unser Thema „Gute Führung“ gewählt hatten. Denn Christoph Leiders, der den Hof gemeinsam mit seiner Frau Beate und Tochter Theresa und Schwiegersohn Christoph Coßmann führt, wurde u.a. mit dem „Ceres Award“ zum Landwirt und gleichzeitig auch zum Manager des Jahres 2021 gekürt. Begonnen hatte es eigentlich mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement – kurz BGM – das sie in Zusammenarbeit mit der IKK classic und Mechtild Janßen 2012 auf dem Hof gestartet haben. Eine anonyme Befragung der Mitarbeitenden brachte zutage, woran zu arbeiten war. Und Chef und Chefin waren bereit, sich auf externe Berater:innen einzulassen. Gemeinsam wurde ein Leitbild entwickelt, die Werte der Zusammenarbeit bestimmt und die Prinzipien im Umgang mit Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und auch mit der Konkurrenz formuliert.
Einige Monate war auch Barbara Baratie hier aktiv im „Generationswandel“ mit der Potenzialberatung. All das Engagement wurde belohnt. 2014 mit dem Bundespreis für „Ökologischen Landbau“, der die gute Verantwortung für Mensch und Natur, Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten, Gesellschaft und Kommunikation beim Wirtschaften in den Mittelpunkt der Bewertung der Preisträger:innen rückte. 2020 erntete der Hof den „Health Award für Gesundes Handwerk“. Selbstverständlich besitzt der Stautenhof auch die üblichen Gütesiegel für Ökologischen Landbau.
Außerdem gilt: Kein Schwein verlässt den Hof!
Der Stautenhof steht für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft in der Fleisch- und Wurstproduktion. Also nochmal: gibt es einen besseren Ort, als sich mit Prof. Dr. Doris Krumpholz zu verabreden, wissenschaftliche Erkenntnisse zu „Guter Führung“ auf den Punkt zu bringen? Die Wissenschaftlerin ist daheim in der Arbeits- und Organisationspsychologie, lehrt an der Fachhochschule Düsseldorf und gestaltet gerne auch hier und da aktiv eine Organisationsentwicklung vor Ort.
„Prof. Dr. Krumpholz ist durchaus mal mit Tennisregeln im Kopf auf dem Fußballplatz unterwegs und zeigt damit gerne, wie die Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau verbessert werden könnte“, so Barbara Baratie, die schon 2001 von der Art der Vorlesung Prof. Krumpholz fasziniert war. Hier hatte sie auch 2001 erstmals ein „frauenspezifisches Seminar zur Kommunikation“ gebucht und erinnert sich heute noch an so manch ein Döntje der Professorin, die gerne in Bildern spricht, die haften bleiben.
Aber was macht denn jetzt gute Führung aus?
Es ist wichtig, so Prof. Dr. Krumpholz, dass sich die Mitglieder des Teams auch als Team fühlen und bereit sind, sich gemeinsam auf das Ziel einzulassen und es in gemeinsamer Verbindung erreichen wollen. Dabei gibt es ein Zusammenspiel im Sinne von „gemeinsam gewinnen“ wollen. Ganz im Gegenteil zu einer Gruppe, die sich nicht wirklich aufeinander einlässt oder in der gar jede:r bereit wäre, das Beste für die Zielerreichung zu geben. Wichtig ist ebenso, sich der Werte bewusst zu werden, die in der Organisation und im Zusammenspiel gelten sollen. Werte, die von allen anerkannt sind und auf ein gegenseitiges Vertrauen einzahlen und das Misstrauen reduzieren. Sie dienen als Orientierung.
„Statt allen anderen eine Maxime von der ich will, dass sie allgemeines Gesetz sei, als gültig vorzuschreiben, muss ich meine Maxime zum Zweck der diskursiven Prüfung ihres Universalitätsanspruchs allen anderen vorlegen“, beschreibt Jürgen Habermas schon 1984 die Diskursethik.
„Nehmen wir mal 3 Werte als Basis“, führ Frau Prof. Dr. Krumpholz fort, und zielte auf Loyalität, Respekt und selektive Authentizität ab.
Schnell wurde deutlich, was Loyalität beinhalten sollte und wo ihre Grenzen spürbar werden. Konfliktbereitschaft zeigt sich hier im Innenverhältnis und will bewusst gemacht werden. Respekt zeigt sich auf einer Scala von Wertschätzung zu Distanz. Eine „professionelle Beziehung“ zu gestalten, ist nicht immer ganz einfach im Berufsleben. Das zeigte sich auch gleich im Diskussionsbeitrag von Ilka Müller-Weber, die den Personaldienstleister PILGRIM führt.
Werteorientierte Führung führt zu wertschätzender Führung und dabei ist es heutzutage wichtig, sich im Team divers aufzustellen und Vielfalt zu leben. Das erweitert nicht nur den persönlichen Horizont, sondern auch die Denkmöglichkeiten und damit die Innovationskraft des Teams und damit der Organisationsentwicklung.
„Manchmal weiß ich das auch gar nicht mehr so genau“, so Christoph Leiders. „Und manchmal glaube ich auch, ich stehe wieder am Anfang, denn dann rumoret es hier und da wieder in einem der Fachbereiche und ich denke mir, was ist denn da schon wieder los?“
Mitarbeiter:innen-Führung ist kein Job, der einmal fertig ist. „An einer Verbesserung ist stetig zu arbeiten,“ sind sich auch Beate Leiders und Tochter Theresa einig.
„Wir sind da schon auf einem guten Weg“, wissen die beiden. Wichtig ist ihnen in der Führung ihrer mehr als 50 Mitarbeitenden, den Bereichsleitern Vertrauen zu schenken und einen eigenen Gestaltungsraum zu bieten, in dem sie Entscheidungen selbstständig treffen können.
Es war ein sehr erkenntnisreicher Abend und wir haben uns sehr gefreut, dass so viele „Frauen im Handwerk“ mit dabei waren, die Malermeisterin, die Dachdeckerin, der Brandschutz… alle kontaktiert durch ihre Landesvorsitzende, Juana Bleker.
Ebenso mittendrin waren Landwirtinnen, mit all ihren verschiedenen Angeboten: von der Bauernkäserei, dem eigenen Hofladen, der Apfelplantage oder der Eselswanderung waren tolle Unternehmen mit dabei. Sie alle haben den Stautenhof ebenso neugierig kennengelernt, wie wir. Und so war bei Speis und Trank vom Stautenhof auch viel Gelegenheit, sich in der Galerie des Bistros kennen zu lernen.
Text: Barbara Baratie & Jennifer Gsell
Fotos: Marjolein van der Mey