Der 7. März 2024! Ein Tag, auf den wir lange intensiv hingearbeitet haben. Das 10. Jahr eine FrauenFilmNacht im Tichelpark Cinema in Kleve. So lange schon organisiert das unternehmerinnen forum niederrhein Blind Dates, die es in sich haben. Denn erst am Veranstaltungsabend selbst wird das Geheimnis gelüftet, welche Filme dieses Mal auf der Leinwand zu sehen sind.

Und es waren viele Filme! Sie alle erzählten von Frauen- wie sie leben, lieben, kämpfen, verlieren und gewinnen- wunderschön romantische, traurige, witzige, altmodische, mutmachende, feministische und schräge Filme, aber immer ausgesucht für ein offenes Publikum, das sich bis heute von diesen Geschichten berühren lässt.

Lange vor den jeweils gesetzten Terminen sitzt das FFN-Team zusammen und diskutiert heiß über die Filmauswahl. Wir wollen ja auch immer nicht nur bemerkenswerte Frauenfilme zeigen, sondern die Gäste sollen sich an dem Abend mit Freundinnen, Müttern, Großmüttern, Kolleginnen auch gut unterhalten, einen schönen Abend miteinander verbringen, neue Frauen kennenlernen.

Vom Erfolg der FrauenFilmNächte hängt auch das Ziel des unternehmerinnen forums ab, mit den Erlösen und Sponsorings regelmässig ein wertvolles Frauenprojekt der Stiftung Pro Humanität im Niger/Benin sowie kleinere regionale Initiativen zu unterstützen.

Dieses Jahr fiel die Entscheidung schnell. Wir wollten in dieser politisch unruhigen Zeit ein Zeichen setzen für Menschlichkeit, den Wert von Demokratie, Freiheit und Toleranz hochhalten und eine Frau ehren, die genau weiß, was es heißt, wenn diese Werte einem bis heute kaum faßbaren Rassenwahn zum Opfer fallen und die nach knapp überlebtem Holocaust mit fast 102 Jahren immer noch für genau diese Werte öffentlich einsteht: Margot Friedländer.

UFA Ich bin! Margot Friedländer - Screening

Und ab hier können wir von einem „Making of“ der 10. FrauenFilmNacht sprechen, denn ab diesem Zeitpunkt beginnt Barbara Baratie, die Fäden zu ziehen und ihr ganz persönliches Netzwerk ins Spiel zu bringen. Das Dokudrama „ICH BIN! MARGOT FRIEDLÄNDER“ ist eine Fernsehproduktion. Bisher ist es – bis auf eine geschlossene Aufführung im Berliner Humboldt Forum- noch nie auf einer Kinoleinwand gezeigt worden, die Aufführung in Kleve würde also eine Premiere werden. Über die Businessfrauen des Deutschen Industrie- und Handelstages kennt Barbara B. Ute Biernat, Geschäftsführerin der UFA SHOW & FACTUAL GmbH (in der Presse wurde sie schon mal als mächtigste Frau der UFA bezeichnet), spricht sie an und findet offene Ohren für das angedachte Projekt. Die beiden überlegen, wen sie an prominenten Schauspielerinnen und Filmemacherinnen dafür gewinnen können, auf der FrauenFilmNacht nach Kleve zu kommen, um noch einen weiteren starken Akzent für diesen Abend zu setzen.

Dass sich Margot Friedländer dieser Strapaze nicht mehr aussetzen kann, war klar. Aber eine Hauptschauspielerin- die Schauspielerin Ilona Schulz und Hannah Ley, die Drehbuch-Autorin sagen zu. Auch Ute Biernat will kommen, wenn es in den Terminkalender passt.

Bereits Ende Januar waren die 400 Tickets verkauft, es konnten zahlreiche Unternehmen als Sponsoren eingeworben werden, Barbara Baratie hatte zwischenzeitlich (neben ihrem prallvollen Arbeitsterminkalender) eine Standleitung nach Potsdam und Berlin und dem Geschäftsführer des Tichelpark Cinemas, weil es hunderte von Details abzuklären galt.

Am Ende einer logistischen Hochleistung, an denen das gesamte FFN-Orgateam beteiligt war, saßen neben Barbara Baratie auf dem Podium Ute Biernat, Ilona Schulz, Hannah Ley und Heike Waldor-Schäfer vom Vorstand der Stiftung Aktion Pro Humanität e.V. Ute Biernat machte dem Publikum noch einmal deutlich, wie wichtig ihr dieser Film ist: „Antisemitismus ist in Deutschland immer Thema gewesen und dass dieses Thema jetzt so virulent ist, ist unglaublich bedrückend, aber es ist ein toller Zeitpunkt, dass sich Frau Friedländer bereit gefunden hat, überhaupt mitzumachen. Der Film ist auch deshalb aussergewöhnlich, weil er ganz besondere Bildsprachen hat, weil er mit realen und fiktionalen Bildern arbeitet.“

Dieser Film sei ohne Ilona Schulz und Hannah Ley undenkbar, stellte Barbara Baratie die beiden anderen Filmschaffenden vor. „Ilona Schulz kennen wir seit vielen Jahren aus dem Fernsehen, sie macht viel Theater und hat in diesem Film eine der Hauptrollen übernommen. Sie kann uns also auch berichten, wie sich das anfühlt, wenn man so eine schwierige Rolle mit Leben erfüllen kann und Hannah Ley, Grimme-ausgezeichnete Schauspielerin, aber daneben gemeinsam mit ihrem Mann auch Drehbuchautorin. Sie hat die Interviews, die ihr Mann mit Margot Friedländer geführt hat, in Szenen und Bilder umgesetzt. „Ich glaube, dass wir diesen Film von Menschen wie Ihnen ansagen müssen, damit er die Menschen nicht erschreckt und gut angenommen wird. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie heute hier sind.“ so Barbara Baratie

Ilona Schulz: „Ich habe eine Anfrage für dieses Filmprojekt bekommen und Margot Friedländer war mir ein Begriff. Nach einigen Recherchen habe ich der Agentur gesagt: Das will ich machen- unter allen Umständen. Das eine Thema ist natürlich Antisemitismus, Vergangenheit und Traumata. Das ist etwas, was mich auch persönlich sehr bewegt und was mich sehr fasziniert hat, dass diese Frau ab Mitte ihrer 80iger Jahre anfing, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben und dann auf eine Einladung hin ihre Sachen gepackt hat und ein ganz neues Leben angefangen hat, nämlich nach dem Tod ihres Mannes nach Deutschland zurückgekommen ist und von da an fast täglich hier in die Schulen gegangen ist und sich da als Zeitzeugin hat ausfragen lassen.“

Ich habe ja schon z.B. über Anne Frank gearbeitet und es ist immer wieder hart, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen“, fügt Hannah Ley an, „aber ich habe das Buch in die Hand bekommen und auch sofort gedacht, ja – das muss man unbedingt erzählen. Dieses ständige Ausgesetztsein, man ist unbekannten Menschen völlig schutzlos ausgesetzt, weil man sich immer wieder Hilfe erhofft. Auch das muss man wieder und wieder erzählen. Die Menschen sind auf ihrer Flucht vor den Nazis so oft um Geld und Hoffnung betrogen worden und Frauen sind Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Also ein ganz modernes Thema von Flucht, denn was passiert auch heute mit Frauen auf der Flucht?“

Und wir alle haben nicht gedacht, dass es noch einmal zu einer solchen Stimmung in Deutschland kommen könnte, auch Margot Friedländer nicht. Ich finde es auch in der aktuellen Lage in Gaza, in der Ukraine usw. schwierig, endgültige Bewertungen zu treffen, aber in meinem Land, in Deutschland, will ich auf keinen Fall, dass hier jemand Angst um sein Leben haben muss,“ sagt Ilona Schulz. „ Wir haben nicht die Schuld, aber die Verantwortung und müssen diese Geschichten immer wieder erzählen.“ „Jetzt brennt es schon wieder an so vielen Stellen und wir müssen jetzt einfach aufstehen und mutig sein,“ appellierte Hannah Ley.

Verantwortung“ ist das Stichwort für Barbara Baratie und leitet über zu Heike Waldor-Schäfer, die neben einem kurzen Video bunte Stoffe aus Niger mitgebracht hat. Sie werden von Frauen gewebt, die sich hier eine kleine selbstständige Existenz aufbauen wollen. „Die Region Benin und Niger erlebt derzeit bürgerkriegsähnliche Zustände und viele Frauen sind mit ihren Kindern im Land auf der Flucht. Mittlerweile sind es an die 2.000 „Buamtandi-Frauen“, die Unterstützung brauchen. Pro Humanität unterstützt derzeit u.a. den Kauf von Webstühlen und Wolle, damit möglichst viele Frauen eine Ausbildung erhalten können. Auch die Ausbilderin soll bezahlt werden,“ so Heike Waldor-Schäfer, „und wenn wir hier mit der finanziellen Hilfe durch diese FrauenFilmNacht weitere Webstühle anschaffen können, wäre das eine Riesensache. Derzeit teilen sich viele Frauen einen funktionierenden Webstuhl und einen, der nur ab und zu mit gutem Zureden funktioniert. Und wichtig: Die neuen Webstühle werden direkt in Burkina Faso angefertigt.“

Es war schon ein sehr besonderer Abend, dieser Abend vor dem Internationalen Frauentag. Und es war ein Moment der besonderen Art, als sich 400 Frauen auf Bitten von Barbara Baratie von den Sitzen zu erheben und an alle den Appell richtet, eindeutig Stellung zu beziehen für ein friedvolles Miteinander, Demokratie und Freiheit, für Toleranz und Humanität.

Der Film „ICH BIN! MARGOT FRIEDLÄNDER“ war beeindruckend und berührend, aber am Ende auch mutmachend. Der Gesprächsstoff nach dem Film im CasaCleve ging nicht aus.

Und am Ende des Tages war klar: Wir konnten unser angepeiltes Spendenziel von 10.000€ um über 2.000 € mehr knacken! Der Erlös der Benefiz-Veranstaltung geht also wieder an das „Buamtandi“-Projekt der Stiftung Aktion Pro Humanität. Darüber hinaus freuen wir uns, drei soziale Projekte am Niederrhein mit je 1.000 € fördern zu können.

Unser großer Dank geht an alle Gäste, Sponsoren und Unterstützer*innen, die diese 10. FrauenFilmNacht zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!

Wir stärken diese drei Projekte im Klever Land:

Kathie und Rose brauchen Hilfe

Schüler:innen des Konrad-Adenauer-Gymnasiums  bitten um Hilfe für ihre an Long-Covid erkrankten Mitschülerinnen, die ihr Leben verloren haben.

Herzenswunsch Niederrhein e.V.

Die sich um Kinder und Jugendliche kümmern, die verwaist sind. Hier gibt es Ansprache, Gruppenangebote, Trommelkurse und viele andere Dinge, die sie wieder ins Leben zurück holen.

Interessengemeinschaft Krebs e.V.

Dr. Katrin van Heumen, Gynäkologin am Krankenhaus Kleve,  stärkt mit vielen ehrenamtlichen Helfer:innen Frauen, die an Krebs erkrankt sind.

 

 

Text: Gabriele Coché-Schüer u. Jessica Saum
Fotos: Maro Fotografiemaro-fotodesign.de

Der Film in der ZDF Mediathek