10 Jahre cake & more
„Ganz bestimmt beides, aber zuallererst ist da bei mir die Begeisterung für das Backen und Dekorieren, man braucht kreative Ideen, aber auch jede Menge handwerkliches Geschick.“
Im März 2018 feiert Ute Kosmell das 10jährige Bestehen ihres Labels cake & more. 10 Jahre Traumtorten für aufgeregte Hochzeitspaare, kleine und große Geburtstagskinder, feierliche Jubiläen und turbulente Familienfeste in Aachen oder Zyfflich, Duisburg, Dortmund, rundum Kalkar, auf Mallorca oder in Düsseldorf – wer hätte sich das vorstellen können?
„Ich nicht, denn wenn ich jetzt so auf die letzten Jahre zurückschaue, kann ich sagen, dass meine eher noch vage Geschäftsidee den letzten Anstoß von meiner Nachbarin bekam. Die hieß Gabi Völlings und war seinerzeit sehr erfolgreich mit ihrem vegetarischen Cateringunternehmen „Petersilchen“ unterwegs. Meine Törtchenkreationen gefielen ihr so, dass sie meinte, dass man sich doch auf alle Fälle mit so etwas selbständig machen könnte.“
Ute Kosmell, Jg. 66, ist gebürtige Duisburgerin, hatte dort jahrelang in einem großen Kaufhaus gearbeitet und konnte sich lange kaum vorstellen, aus Duisburg wegzuziehen. Und schon gar nicht dorthin, wo der Niederrhein zwar sehr schön, aber auch am ländlichsten ist. Die junge Familie Kosmell, mittlerweile mit 2 kleinen Kindern zog dennoch ins neue Eigenheim nach Kalkar. Die ersten Jahre verliefen dann auch noch so, wie bei abertausenden anderen Familien: Mann geht arbeiten, Frau hütet Kinder und das Anwesen. Und mit der Zeit drängt sich immer häufiger die Frage auf „was will ich eigentlich in Zukunft machen?“
„Auf keinen Fall wieder in den alten Beruf!!“ Also was dann? Für ihre tollen Tortenideen war sie ja längst in der Familie und im Freundeskreis berühmt, aber das als Geschäft?
„Mein Vorteil war, ich konnte ohne große Investitionen und Erfolgsdruck anfangen, wir hatten im Haus genügend Platz für meine kleine Tortenwerkstatt. So konnte ich Torten bauen und wild experimentieren. Mir war klar, ich musste auf einer Website zeigen, was ich konnte. Also baute ich spektakuläre Tortendummies aus Styropor (und nein, das Zuschneiden mit einem Profi-Styroporschneider verursacht keine Gänsehaut), belegte sie mit Fondantdeckel und dekorierte und dekorierte, bis ich eine schöne Galerie von Torten und Törtchen ins Internet stellen konnte.“
Mit den „echten“ Torten ging es jedoch nicht ganz so stolperfrei in die Selbständigkeit. Hygieneverordnung, Prüfung durch das Gesundheitsamt und alles, was sonst an bürokratischen Auflagen dazu gehört, mussten erledigt werden, denn es ging und geht ja um Lebensmittelverarbeitung.
„Was ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht abschätzen konnte, war, dass es mit der formalen Gründung kompliziert werden könnte, denn ich bin ja keine ausgebildete Bäckerin oder Konditorin, wollte aber Teig backen und weiter verarbeiten. Da versteht die Handwerkskammer nun mal keinen Spaß. Ich habe also das Backen der Biskuitböden bei einem Bäcker in Auftrag gegeben, weiter verarbeiten durfte ich dann. Rückblickend kann ich sagen, dass ich damals bei der Gewerbeanmeldung wirklich sehr gut von der Stadt Kalkar betreut wurde. Am 1. März 2008 habe ich mein Ein-Frau-Unternehmen „cake & more“ gegründet.“ An ihren ersten cake & more -Auftrag erinnert sich Ute Kosmell genau: eine Geburtstagstorte für die Tochter eines Friseurs in Moers, dekoriert mit Tennisbällen.
Loszulegen, fleißig und umtriebig zu sein, ist die eine Sache, Glück im richtigen Moment zu haben, die andere. Und Ute Kosmell hatte Glück. Schon im Startjahr bekam sie in der NRZ eine halbe Seite Bericht mit Fotos, sie war bei einer TOP Niederrhein-Veranstaltung mit einem Stand auf Schloss Hertefeld dabei, all das zog eine Menge Aufmerksamkeit auf ihr neues Geschäft. Und richtig rund ging es, als im 2. Jahr die WDR-Lokalzeit eine kleine Reportage in ihrer Werkstatt drehte. „das waren alles Aktionen, die mich nach vorne gebracht haben, parallel habe ich begonnen, auf die großen Hochzeitmessen z.B. nach Düsseldorf, Neuss, Wesel, zu gehen. 2017 war ich natürlich auch auf der Hochzeits- und Festtagsmesse auf dem Mühlenhof in Kalkar. Hochzeiten sind für mich das Hauptgeschäft. Für 2018 kann ich schon keine großen Aufträge mehr annehmen, der September ist dieses Jahr d e r Hochzeitsmonat. Und mittlerweile muss ich wirklich sehr genau aufpassen, welche Aufträge ich annehme, damit alles termingerecht und professionell geliefert werden kann.“
Ute Kosmell arbeitet hart. 6 Tage in der Woche in der Hochzeit-Spitzenzeit- „und zum Leidwesen meiner Familie auch schon mal 7 Tage, nicht selten gibt es Nachtschichten.“ Sie bietet jeder Kundin und jedem Kunden ein ausführliches Beratungsgespräch bei sich zuhause, wohnen sie weit weg, gibt es gerne auch ein liebevoll gepacktes Probierpaket per Post. „Oft haben sie tatsächlich gar keine konkreten Vorstellungen, ihre Wünsche kristallisieren sich erst im persönlichen Gespräch heraus. Ich bemühe mich immer, ihnen realistische und vor allem bezahlbare Vorschläge zu machen, frage nach vielen Details und komme so nahezu immer zu einem guten Ergebnis. Ich will ja, dass sie mit meiner Dienstleistung zufrieden und glücklich sind, sind sie es nicht, kann das so schnell den guten Ruf schädigen. Das hat sich bisher ausgezahlt. Auch viele Geschäftskontakte und Kooperationen haben sich mittlerweile über die Mundpropaganda ergeben.“
Und wie sieht so die klassische Arbeitswoche einer Tortendesignerin aus? „Also- ab Dienstag werden je nach Kundenwunsch die Torten gefüllt, aufgebaut und mit Fondant überzogen. Dann gehen sie in die Kühlung. Es muss nicht nur immer wieder gekühlt werden, sondern auch entfeuchtet werden, damit die Torten stabil bleiben und nicht durchweichen. Für mich ist wichtig, nur sehr gute Lebensmittel zu verarbeiten, wie z.B. Bioeier. Inzwischen biete ich auch glutenfreie und vegane Torten an. Mittlerweile ist meine Werkstatt mit einem speziellen Entfeuchter, Klimaanlage und großen Kühlschränken ausgestattet. Ab Mittwoch geht es dann ans Dekorieren. Alles ist Handarbeit. Jede Lieferung erledige ich persönlich. Da überlasse ich nichts dem Zufall.“
Auf die Frage, ob ihr denn bei einem Auftrag schon mal einmal ein Supergau passiert ist, lacht sie: „Ja, einmal und das war ein Auffahrunfall. Da war die Torte hin und es hieß Nachtschicht- und klar – die neue Torte war pünktlich zum Fest fertig!“
„Learning by Doing“ – das ist die Devise von Ute Kosmell. Das Multitalent probiert und macht. Die fantastischen Kreationen sind mittlerweile in Spezial-Zeitschriften zu finden, sie stellt auf großen Hochzeitsmessen aus, mittlerweile ist sie auf wichtigen Hochzeitsportalen gelistet. Hotels und Eventfirmen, die große Feiern ausstatten und organisieren, planen sie regelmäßig als Kooperationspartnerin ein.
Seit einigen Jahren ist Ute Kosmell Mitglied im unternehmerinnen forum niederrhein. Seitdem wissen wir, dass es nicht immer Blumensträuße sind, die bei Gratulationen helle Begeisterung auslösen. Bei jeder FrauenFilmNacht ist sie mit kleinen ausgefallenen Präsenten für die Kinobesucherinnen dabei. Und nicht nur da. Letztens hat sie mit ihrer Backkunst auch das Charity-Dinner zugunsten der You-Stiftung von UNESCO-Sonderbotschafterin Ute Ohoven bereichert. „Es ist zwar immer eine Heidenarbeit, Hunderte von Kuchenlollies oder mit feinem Fondant überzogene Kekse zu produzieren und sie nett einzupacken, aber für einen guten Zweck mache ich es immer wieder gerne.“
Wie sind ihre Pläne für die Zukunft? „Es ist alles so, wie ich es mir gewünscht habe. Mein kleines Unternehmen läuft sehr gut, weiter expandieren will ich nicht. Alles, was aus dem Haus geht, möchte ich weiter selbst verantworten. Doch- einen Wunsch habe ich noch, ich möchte demnächst neben meiner Werkstatt einen attraktiven Showroom einrichten!“
Herzlichen Glückwunsch und weiterhin Glück und Erfolg !
Interview: Gabriele Coché-Schüer