Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort
Das ist schon eine Attraktion! Eine Landesgartenschau am Niederrhein. Und schon deshalb ist ein LaGA-Besuch ein absolutes „Muss“ für jede Niederrheinerin und jeden Niederrheiner. Wenn das unternehmerinnen forum niederrhein einen Besuch dorthin plant, hat es auch hier einen unstreitbaren Vorteil: Mit Wiebke Lahrmann-Wesser und Heike Püttgen-Evers haben wir zwei Fachfrauen in unserer Mitte, mit denen allein schon das Mitgehen durch die Anlage gelohnt hätte. Aber das war ihnen augenscheinlich noch nicht ausreichend Expertise.
Die beiden Expertinnen für Gartenbau nahmen sich ihren Fachkollegen Jan Holsteg dazu, der schon während der Planungs- und Bauphase als Koordinator ständig vor Ort am Puls des Geschehens war. Ganz klar, das bedeutete für uns: Wir waren ganz nahe an den Insiderinformationen. Von Jan Holsteg erfuhren wir bei diesem Rundgang (bei ca. 30° Celsius eine echte Herausforderung) viel über die Besonderheiten des ehemaligen Zechengeländes der Schachtanlage Friedrich Heinrich ½.
Wir lernten unter anderem, dass das Aufbereiten eines Zechengeländes normalerweise 10-12 Jahre dauert, in Kamp-Lintfort jedoch die gleiche Arbeit in 6 Jahren gemacht wurde. Was geschieht mit den alten Gebäuden? Mit dem 70 Meter hohen Förderturm, der seit Jahrzehnten Wahrzeichen von Kamp-Lintfort ist? Böden müssen aufbereitet oder abgetragen, die Voraussetzungen für eine möglichst ökologische aber auch ökonomische Bepflanzung und deren Pflege und Bewässerung geschaffen werden. Die wenigsten BesucherInnen ahnen, dass unter den beiden großen, begrünten Hügeln, die heute mit großzügig angelegten Sommerrabatten und Skulpturen mitten im Gelände liegen, zusammengetragener Zechenabraum und Erde liegt. Ein Teil des Geländes soll nach der LaGa Ende 2020 für den Bau von 800 Wohnungen zurückgebaut werden. Alles Pläne und Voraussetzungen, die im Vorfeld berücksichtigt wurden. Für Interessierte: Den Wettbewerb für die Gestaltung der LaGa hat das renommierte Landschafts- und Städtebaubüro bbzl (www.bbzl-laga.de) gewonnen.
Jetzt im Hochsommer sieht man in den Schotterflächen, die auch immer einen Bezug zum ehemaligen Zechenbetrieb herstellen sollen, viel wilde Blumen und Kräuter. „Auf diesen Schotterflächen können sich Wildkräuter, die besonders an steinige und häufig auch heiße Standorte angepasst sind, hier im Zechenpark ansiedeln“, erzählt Jan Holsteg. „Die Beet- und Wegeanlagen verweisen immer auch darauf, dass sie auf Zechengelände angelegt sind. Und wir haben uns unbedingt der Nachhaltigkeit verpflichtet“, so Jan Holsteg. Das zeigte auch der Abstecher zur Großen Gorley. Die Lineg als regionaler Wasserwirtschaftsverband hat dieses (uralte) Gewässer renaturiert, es ist eingebunden in das LaGA-Gelände. Vom neuen Quellort schlängelt sich der Bach in Richtung Innenstadt, unterquert die Hochschule Rhein-Waal, fließt oberirdisch zum Stephanswäldchen und mündet in den Kanal Fossa Eugeniana.

Kind müsste man sein
Die Attraktion an diesem heißen Tag war – vor allem für die Kinder- der Quartierplatz. Hier sprangen die Kinder mit voller Begeisterung immer wieder in die Wasserfontänen (ja, wir waren neidisch!). „Achten Sie einmal auf das Pflaster, merkte der Fachmann Jan Holsteg an, „das sind Betonplatten in ganz unterschiedlichen Größen, die einer ganz besonderen aufwändigen Verlegestruktur folgen. Der Platz ist 130 x 150 Meter groß und jetzt schon das Herzstück der Daueranlage.
Sehenswert natürlich auch die großen Spielflächen mit dem Häkel-Tipi und der Streichelzoo, der jedoch aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht näher besucht werden konnte. Entschädigt wurden wir dann durch die Anlage, in der die Erdmännchen untergebracht sind. Sie sind echte Stars.
Neben den interessanten Erklärungen von Jan Holsteg beantworteten Wiebke und Heike quasi en passant die vielen Fragen zu Blumensorten, Haltung und Standorten. „Nur um mal eine Idee von den Dimensionen zu geben, so Holsteg, „auf dem ca. 20 ha großen Gelände wurden 700 Bäume gepflanzt, ca. 220.000 Zwiebeln gesetzt, jede Menge Stauden, von hoffentlich nach Ende der LaGA viele so in den Rabatten stehenbleiben können.“
Nach über 2 Stunden verabschiedete sich Jan Holsteg und empfahl uns noch einen Rundgang durch die Mustergärten und Aktionsflächen der beteiligten LaGa-Partner. Danach war aber spätestens ein kühles Radler fällig. Man braucht Zeit oder einen zweiten und dritten Besuch, um alles entsprechend der Jahreszeit in immer neuer Verfassung zu bewundern. Mit jedem Monat scheint die LaGa üppiger und „fertiger“zu werden.
Wir danken Jan Holsteg für die spannende und kenntnisreiche Führung. Wiebke und Heike ein dickes ‚Danke‘ für die Organisation des sehr schönen Nachmittages.
Gabriele Coché-Schüer
Fotos: privat
- Merci vielmals! Wiebke und Heike